Wirtschaft in Brasilien

Wirtschaft Brasilien
Ölplattform vor der Küste Rio de Janeiros ( © marchello74 - Fotolia.com )
Brasilien ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von ca. 1,84 Mrd. US-Dollar die derzeit neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt und die mit Abstand größte in Südamerika. Wichtigste Wirtschaftszweige sind Förderung von Bodenschätzen und die Landwirtschaft. Hier bekommst du einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage Brasiliens, die historische Entwicklung und einen Ausblick, wie sich die Wirtschaft in Brasilien in den nächsten Jahren entwickeln wird.

In der Weltwirtschaft spielt Brasilien vor allem im Bergbau, in der Landwirtschaft und in der verarbeitenden Industrie eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren ist zudem der Dienstleistungssektor stark gewachsen.

Das Land ist ein führender Produzent einer Vielzahl von Mineralien, darunter Eisenerz, Zinn, Bauxit (Aluminiumerz), Mangan, Gold, Quarz, Diamanten und andere Edelsteine. Exportiert werden zudem große Mengen an Erdöl, Eisen und Stahl, Kfz und Kfz-Teile, Maschinen sowie Elektrotechnik.

In der Landwirtschaft produziert Brasilien vor allem Soja, Kaffee, Zucker, Orangen, Rindfleisch und Maniok.

Die wichtigsten Wirtschaftszentren in Brasilien

Der große Teil der Wirtschaftsleistung verteilt sich auf wenige Bundesstaaten im Süden und Südosten des Landes. Allein die Millionenmetropole São Paulo erwirtschaftet rund ein Drittel des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts und ist für über 40% der landesweiten Industrieproduktion verantwortlich. Damit gehört São Paulo zu den wichtigsten Industrie- und Handelszentren der Welt.

Geschichte und Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft

Die Wirtschaftsgeschichte Brasiliens durchlebte in den letzten Jahrhunderten eine Berg- und Talfahrt. Vom 16. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Land stark abhängig von einem oder zwei großen Agrarprodukten, deren Preise auf den internationalen Märkten stark schwankten. Alles begann in der frühen Kolonialzeit mit dem Export von Holz, dann folgte eine große Nachfrage nach Zucker und anschließend ein Boom von Gold und Diamanten. Ab Mitte des 19. Jahrhundert gierte die Welt nach Kaffee und anschließend war der Kautschuk der nachgefragte Rohstoff.

Im 20. Jahrhundert versuchte die brasilianischen Regierungen die Produktion mehr zu diversifizieren und die Abhängigkeit von der Landwirtschaft zu verringern. Wichtiger Bestandteil war dabei die Förderung der verarbeitenden Industrie.

Nach der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren übernahm der Staat einige der größten Unternehmen des Landes und verkaufte anschließend Aktien an private Investoren. Viel Kritik gab dabei es an der ineffizienten Bürokratie, einige Industrien profitierten aber auch von den staatlichen Maßnahmen. Dazu zählten unter anderem der Schiffsbau, die Petrochemie (hier vor allem das 1953 gegründete Unternehmen Petrobras) und die Produktion von Flugzeugen.

Mittlerweile macht aber der Dienstleistungssektor den größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Brasilien aus.

Der größte wirtschaftliche Erfolg Brasiliens in den letzten Jahrzehnten war sicherlich die dauerhafte Überwindung der Inflation, durch die Umsetzung des »Plano Real«, einem Programm, das die Staatsausgaben strikt begrenzte, eine neue Währung einführte und weitere fiskalische Reformen durchführte.

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukt

Das brasilianische BIP stieg von 1980 von 145,82 Mrd. US-Dollar auf 2,614 Mrd. im Jahr 2011. In den Jahren danach fiel es wieder bis auf 1,839 Mrd. im Jahr 2019. Für 2020 wird aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie mit einen weiteren deutlichen Rückgang gerechnet.

Die Prognosen für die nächsten Jahre sind zwar deutlich optimistischer, aber um den Höchstwert von 2011 wieder zu erreichen, wird es wohl noch viele Jahre dauern.

Wichtige Wirtschaftszweige in Brasilien

Bergbau

Brasilien zählt zu den wichtigsten Ländern im Bergbau der Welt. Das Land besitzt über 8.000 Minen, in denen vor allem Eisenerz, Gold, Kupfer, Aluminium und Nickel abgebaut werden.

Weltweit führend bei Eisenerz ist das Unternehmen Vale (früher: Companhia Vale do Rio Doce), mit einem Umsatz von über 36,7 Mrd. US-Dollar.

Der Bergbau spielt vor allem in den Bundesstaaten Minas Gerais und Pará eine große Rolle. Ein großes Manganvorkommen gibt es in Mato Grosso und Amapá.

Erdöl und Erdgas

Brasilien verfügt über große Offshore-Reserven an Erdöl und Erdgas, die vor allem im Südosten des Landes zu finden sind. Mit einem Anteil von 3,1% an der weltweiten Förderung belegte Brasilien im Jahr 2018 den zehnten Platz. Die Erdgasförderung besitzt eine deutlich geringere Bedeutung für die Wirtschaft. Hier lag das Land mit einem Anteil von 0,7% nur auf Platz 28 (Stand: 2017).

Holzindustrie und Forstwirtschaft

Ungefähr 60% der Fläche Brasiliens ist mit Wald bedeckt. Damit besitzt das Land zwischen einem Sechstel und einem Siebtel der weltweiten Waldfläche. Obwohl nur ein kleiner Teil der jährlichen Holzernte Brasiliens aus dem Amazonasbecken stammt, schrumpft der tropische Regenwald leider Jahr für Jahr weiter.

Der Großteil der brasilianischen Holzproduktion stammt aus dem Süden. Hier gibt es riesige Plantagen mit aus Australien eingeführten Eukalyptusbäumen. Verwendet wir es hauptsächlich zur Herstellung von Zellulose- und Papierprodukten

Erneuerbare Energien

Rund 70% des brasilianischen Stroms wird mit Wasserkraft erzeugt. Die meisten Wasserkraftwerke befinden sich im Südosten und Süden. Hier wird auch der größte Teil des brasilianischen Stroms verbraucht.

In den letzten Jahren entstanden im Norden und Nordosten aber immer mehr große Windparks. Auch die Anzahl der installierten Solaranlagen steigt beständig an.

Landwirtschaft

Brasilien exportiert zahlreiche landwirtschaftliche Produkte, unter anderem Orangen, Sojabohnen, Kaffee und Maniok.

Bei Kaffee ist das Land der führende Produzent weltweit. Die wichtigsten Anbaugebiete befinden sich in Minas Gerais und Espírito Santo.

Noch wichtiger geworden ist mittlerweile der Anbau von Sojabohnen, vorwiegend in den Bundesstaaten Paraná und Rio Grande do Sul.

Auch bei Orangen ist Brasilien – mit einem Anteil von über 30% – der größte Produzent der Welt. Weitere wichtige Nutzpflanzen sind Kakao, Bananen, Bohnen und Reis, die aber zum großen Teil im Land verbraucht werden.

Fischerei

Brasilien besitzt einen lange Küstenlinie und dadurch auch einen großen Fischbestand. Obwohl die Voraussetzungen gut sind, fängt man deutlich weniger Fisch als das Nachbarland Argentinien.

Wichtigste Exportprodukte sind Hummer und Krabben, die an der Küste im Nordosten gefangen werden. Süßwasserfische stammen vorwiegend aus dem Amazonas-Fluss.

Die größten Unternehmen in Brasilien

Nicht überraschend finden sich unter den größten Unternehmen des Landes zahlreiche Vertreter aus Bergbau, Öl, Gas und Bankwesen. Hier ein Überblick der 10 größten brasilianischen Unternehmen, nach Umsatz in Mrd. US-Dollar (Stand: 2019).

  1. Petrobras 95,58 (Öl und Gas)
  2. Banco Itaú Unibanco 54,66 (Bankwesen)
  3. JBS S.A. 49,71 (Lebensmittelindustrie)
  4. Banco Bradesco 49,61 (Bankwesen)
  5. Banco do Brasil 43,33 (Bankwesen)
  6. Caixa Econômica Federal 40,24 (Finanzwesen)
  7. Vale Mining 36,7 (Bergbau)
  8. Ultrapar 24,8 (Mischkonzern)
  9. Braskem 15,9 (Öl und Gas)
  10. GPA 13,5 (Einzelhandel)

Der Bovespa-Index ist der führende Aktienindex in Brasilien. Er besteht aus 71 Unternehmen, die an der Börse São Paulo gelistet sind. Die aktuell wertvollsten Unternehmen im Index sind Vale, Petrobras und Banco Bradesco.

Trotz der Wirtschaftskrise durch Corona, erreichte der Bovespa-Index Anfang Januar 2021 einen neuen Höchststand.

Import & Export – Brasiliens Außenhandel

Die größten Außenhandelspartner von Brasilien – sowohl im Import als auch im Export – sind China, die USA und Argentinien. Von den europäischen Staaten liegen Deutschland, die Niederlande und Italien ganz vorne.

Brasilien ist seit 1995 Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO). Das Land ist, zusammen mit Argentinien, Paraguay und Uruguay, Teil des südamerikanischen Wirtschaftsverbundes Mercosur. 2019 einigte man sich auf ein umfassendes Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union (EU).

Probleme und Herausforderungen im 21. Jahrhundert

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts litt die brasilianische Wirtschaft an Inflation, finanzieller Instabilität und Arbeitslosigkeit. Diese Probleme schienen größtenteils gelöst, bis die Finanzkrise 2008 auch Südamerika erreichte. Das ließ große wirtschaftliche Sorgen wiederkehren, die man längst als überwunden betrachtete. Eine Folge dessen war dann auch die Wahl des rechtskonservativen Politikers Jair Bolsonaro zum brasilianischen Präsidenten.

Brasilien besitzt zudem eine der ungleichsten Vermögensverteilungen der Welt: 10% der Menschen besitzen fast die Hälfte des Einkommens des Landes, während den ärmsten 40% der Bevölkerung weniger als 10% des Gesamtvermögens gehören.

Jedes Jahr brennen die Brasilianer riesige Flächen des Regenwaldes und der bewaldeten Teile des Hochlandes ab, um Platz für Weiden, Feldfrüchte und Siedlungen zu schaffen. Dieses Vorgehen, was sich unter Präsident Bolsonaro noch beschleunigt hat, ruft vor allem in Europa immer wieder Unmutsbekundungen hervor. Unter Bolsonaros Regierung wird sich diese Praxis allerdings kaum ändern.

Die nächsten Präsidentschaftswahlen sind für das Jahr 2022 vorgesehen. Wie sich die brasilianische Wirtschaft während und nach Corona entwickeln wird, hat sicherlich einen großen Einfluss auf deren Ausgang.

Erfahre mehr über die brasilianische Wirtschaft

Brasilien Hafenstadt

Hafenstädte in Brasilien

Brasilien besitzt über 20 Hafenstädte. Der größte Hafen Brasiliens und ganz Südamerikas befindet sich in Santos im Bundesstaat São Paulo.