Musik & Tanz in Brasilien

Musik Tanz Brasilien
Samba gehört in Brasilien nicht nur zum Karneval ( © Val Thoermer - Fotolia.com )
Musik und Tanz sind in Brasilien allgegenwärtig. In der brasilianischen Musik gibt es so viele Genres, die einzigartig für die Nation sind – Bossa Nova, Samba, Tropicália und Sertanejo, um nur einige Beispiele zu nennen. Alles über die wichtigsten Stilrichtungen von Musik und Tanz aus Brasilien erfährst du in diesem Artikel.

Die musikalische Vielfalt Brasiliens

Die rhythmische Dynamik der brasilianischen Musik stammt von den Ureinwohnern des südamerikanischen Kontinents, die ihre religiösen Rituale mit einer Mischung aus Rasseln, Shakern und Panflöten begleiteten.

Ab dem 17. Jahrhundert kamen durch die Sklaven aus Afrika die religiösen Candomblé-Rituale ins Land und mit ihnen das leidenschaftliche Trommeln. Die portugiesischen Eroberer brachten ebenfalls ihre Instrumente mit nach Brasilien, darunter z.B. das Cavaquinho (eine kleine Gitarre), Dudelsack, Klavier, Bratsche, Harfe oder die Mandoline. Auch das deutsche Akkordeon fand Einzug in die brasilianische Volksmusik, wovon du dich noch heute bei den Volksfeten im Süden des Landes überzeugen kannst.

Die wichtigste Stilrichtungen der brasilianischen Musiktradition sind Samba, Bossa Nova, Tropicália, Sertanejo und Choro. Einige dieser Stichworte haben Brasilien weltberühmt gemacht. Sie stehen für musikalische Stile, die unverwechselbar brasilianisch sind.

Von Angang flossen auch rhythmische Körperbewegungen in die brasilianische Musik ein, vor allem inspiriert von den Tänzen der afrikanischen Sklaven. Aus Europa wurden Tanzrhythmen wie die Polka und die Mazurka importiert, die sich im Lauf der Zeit zum Maxixe entwickelten, der brasilianischen Form des Tango.

Im 20. Jahrhundert entstanden dann immer mehr neue Ausprägungen der brasilianischen Musik, von denen einige mittlerweile weltweit gespielt werden.

Choro

Choro entstand bereits im 19. Jahrhundert als Fusion von populärer europäischer Musik (Waltz, Polka, Mazurka) mit afrobrasilianischen Rhythmen. Der Choro ist ein fröhliches Musikgenre, obwohl der Name Choro übersetzt »weinen« bedeutet.

Das hohe Tempo und die Rhythmen des Choro erinnern an den Samba, der auch so etwas wie dessen legitimet Nachfolger wurde. Berühmte Choro-Künstler sind unter anderem Joaquim Calado (1848–1880) und Pixinguinha (1897–1973).

Samba

Der Samba stammt ursprünglich aus Afrika und ist heute das symbolische Musikgenre Brasiliens. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Samba noch als Musik ehemaliger Sklaven und afrikanischer Religionen und war in großen Teilen der brasilianischen Bevölkerung verpönt.

Durch den Karneval in Städten wie São Paulo, Recife, Salvador und Rio de Janeiro entstanden immer neue Samba-Lieder. Heute ist der Samba fester Bestandteil der brasilianischen Kultur und erlebt jedes Jahr seinen Höhepunkte beim Karneval von Rio de Janeiro.

Einige der bekanntesten Künstler sind Cartola (1908–1980), Zeca Pagodinho und Martinho da Vila.

Bossa Nova

1958 eroberte der brandneue Sound namens Bossa Nova die brasilianische Musikszene und schließlich den Rest der Welt. Der Gitarrist, Sänger und Komponist Joao Gilberto (1931–2019) gilt als Erfinder des Bossa Nova, richtig berühmt wurde er aber durch Antônio Carlos Jobim (1927–1994) und Vinícius de Moraes (1913–1980), mit ihren Welthit »The Girl from Ipanema« (A Garota de Ipanema).

Der Bossa Nova kombinierte akustischen Bass mit klassischer Gitarre, Schlagzeug und Klavier und schuf so ein neues Pop-Genre mit Elementen von Samba und amerikanischem Jazz.

Tropicalismo

Mit dem Tropicalismo (auch Tropicália gennant) entwickelte sich in den 1960er Jahren die nächste musikalische Bewegung, zu einer Zeit als sich Brasilien im politischen Umbruch befand.

Die strenge Militärdiktatur, die damals das Land regierte, fühlte sich von den als rebellisch empfundenen Texten des Tropicalismo bedroht und zwei der bekanntesten Künstler – Caetano Veloso und Gilberto Gil – wurden für ein Jahr ins Exil verbannt.

Der Tropicalismo knüpft direkt an den Bossa Nova, vermischt ihn aber mit diversen anderen Einflüssen. Typisch für den Stil von Tropicália ist das Lied von Caetano Veloso »Alegria, Alegria«. Weitere wichtige Künstler waren Tom Zé, Chico Buarque, Gal Costa und Maria Bethânia.

MPB (Música Popular Brasileira)

MPB ist moderne brasilianische Popmusik. Gerne wird Pop, Rock und Jazz mit brasilianischen Elementen vermischt, was zu einem einzigartigen Sound führt. Einige der bekanntesten Künstler dieses Genres sind Tim Maia und Jorge Ben.

Elektro

Für elektronische Tanzmusik ist São Paulo die wichtigste Metropole. Rio de Janeiro steht für innovative Überraschungen im Bereich der elektronischen Musik. Wenn du Rio Funk hörst, wird du es sofort verstehen.

Hip-Hop und Rap

Die brasilianische Rap- und Hip-Hop-Bewegung entstand in den 1980er Jahren in den Favelas von Rio de Janeiro und São Paulo. In den Texten ging meistens um die soziale Ungleichheit, Kriminalität und die Polizei.

Einige der bekanntesten Künstler sind Racionais MC's, Criolo, Projota, Rashid, Felipe Ret und Emicida.

Axé

Axé-Musik stammt aus dem Nordosten Brasiliens und ist ein fester Bestandteil des Straßenkarnevals von Salvador. Axé hat Wurzeln in der afrikanischen, karibischen und brasilianischen Musik und wurde durch verschiedene Stile wie Calypso, Reggae und Marcha inspiriert.

Berühmte Axé-Künstler sind Ivete Sangalo, Asa de Águia, Chiclete com Banana, Banda Eva, Daniela Mercury und Claudia Leite.

Sertanejo

Sertanejo ist ein Musikstil, der seinen Ursprung in den ländlichen Gebieten Brasiliens in den 1920er Jahren hatte. Am meisten verbreitet ist die Musik vor allem in São Paulo, Mato Grosso, Minas Gerais und Paraná, wird aber im ganzen Land gespielt.

Meistens wird Sertanejo von einem Duo gesungen. In den oftmals schnulzigen Texten geht es dabei meistens um die Liebe, ähnlich wie in der deutschen Volksmusik.

Bekannte Sertanejo-Musiker sind Luan Santana, Chitãozinho & Xororó und Zezé Di Camargo & Luciano.

Brasilianische Tänze

Forró

Der Forró ist ein Musikstil und Paartanz, der ursprünglich aus dem Nordosten Brasiliens stammt. Mittlerweile hat er das ganze Land erobert und gilt als beliebtester Paartanz der Brasilianer.

Forró ist recht einfach zu erlernen und kann sowohl langsam als auch schnell getanzt werden. Vor allem bei den Junifesten (Festas Juninas) hast du die Gelegenheit die Brasilianer von deinen Forró-Künsten zu überzeugen.

Capoeira

Capoeira ist eine einzigartige Mischung aus Tanz und Kampfsport. Ursprünglich war er eine Selbstverteidigungstechnik der Sklaven, entwickelte sich aber zu einer Kampfkunst, die mittlerweile Anhänger auf der ganzen Welt besitzt. Begleitet wird Capoeira vom Berimbau (einseitiger Musikbogen), Tamburinen und Trommeln.

Maxixe

Der Maxixe (auch als brasilianischer Tango oder Mattchiche bezeichnet) ist ein Tanz, der 1868 in Rio de Janeiro entstand, etwa zur gleichen Zeit, als sich der Tango im benachbarten Argentinien und Uruguay ausbreitete. Maxixe hat sich aus afro-brasilianischen Tänzen (hauptsächlich dem Lundu) und aus europäischen Tänzen (Polka) entwickelt.

Jongo

Jongo (auch als Caxambu bekannt) stammt ursprünglich aus Angola in Afrika. Der Tanz gilt als Vorläufer des Samba. Jongo ist lebhaft und temperamentvoll und wird von einer harmonischen Gruppe von Menschen getanzt, die singen und einfache Instrumente spielen.

Carimbó

Carimbó ist ein indigener Tanz, der im Bundesstaat Pará in Nordbrasilien beheimatet ist. Männer und Frauen tanzen beim Carimbó gemeinsam im Kreis zum Takt einiger einfacher, aber rhythmischer Instrumente.

Carioca-Funk

Carioca-Funk ist eine Mischung aus Miami Bass und afrikanisch geprägter Musik, die einen düsteren Sound erzeugt. Der Tanzstil ist vor allem bei Frauen bei Funk-Partys (baile funks) beliebt und erinnert aufgrund der ausgeprägten Hüftbewegungen an das aus den USA stammende Twerking.

Bumba-meu-boi

Bumba-meu-boi ist ein traditioneller Tanz aus dem Norden des Landes, der jedes Jahr bei den gleichnamigen Volksfestes aufgeführt wird. Der theatralische Tanz ist sehr lebendig und wird im Kreis mit vielen kunstvollen Kostümen vorgetragen.